bizarre Gedichte und Grotesken

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Gehn wir Tauben...
Liebe...
Mein Hund Bobby
EIN WIENERLIED
von Georg Kreisler

Schatz, das Wetter ist wunderschön,
da leid ichs nicht länger zu Haus.
Heute muß man ins Grüne gehn,
in den bunten Frühling hinaus.
Jeder Bursch und sein Mäderl,
mit einem Freßpakederl,
sitzen heute im grünen Klee.
Schatz, ich hab eine Idee:

Schau, die Sonne ist warm und die Lüfte sind lau,
gehn wir Tauben vergiften im Park!
Die Bäume sind grün und der Himmel ist blau,
gehn wir Tauben vergiften im Park!
Wir sitzen zusammen'in der Laube
und ein jeder vergiftet a Taube.
Der Frühlings, der dringt bis ins innerste Mark
beim Taubenvergiften im Park.

Schatz, geh bring das Arsenik her,
das tut sich am besten bewährn.
Streus auf ein Grahambrot kreuz über quer,
und nimms Scherzel, daß frssens so gern.
Erst verjagen wir die Spatzen,
denn die tun ein'alles verpatzen.
so ein Spatz ist zu g'schwind, der frißts Gift auf im Nu,
und das arme Tauberl schaut zu.

Ja, der Frühling, der Frühling, der Frühling ist hier,
gehn wir Tauben vergiften im Park!
Kanns geben im Leben ein größeres Pläsier
als das Taubenvergiften im Park?

Der Hansl geht gern mit der Mali,
denn die Mali, die zahlts Zyankali.
Die Herzen sind schwach und die Liebe ist stark
beim Taubenvergiften im Park.
Nimm für uns was zu naschen-
in der anderen Taschen!
Gehn wir Tauben vergiften im Park!

Georg Kreisler

Es ist traurig, wenn Liebe erkaltet.
Es ist furchtbar, wenn Liebe vergeht.
Doch wie kann man von Liebe erwarten,
daß sie immer und ewig besteht?
Nur ich liebe jede auf immer,
ganz ohne mir das Leben zu erschweren.
Und ich werde geliebt. Und wie ich das mach,
das will ich Ihnen jetzt erklären:

Bidla buh, bidla buh, bidla bingbang buh!
Unsere Liebe war beinahe schon vergangen,
da schlitzte ich die Kehle der Kathrein.
Das heißt, sie liebte mich, solange sie lebte,
und wegen dem bissel Schlitzen wird sie nicht böse sein.

Bidla buh, bidla buh, bidla bingbang buh!
Unsere Liebe hatte kaum noch angefangen,
da nahm Jeannine eines Tags ein Aspirin.
Also: Das war kein Aspirin, das war Strychnin,
aber heut noch liebe ich Jeannine.

Adelheid warf ich in die Donau.
Gleich nach Dürnstein. Niemand hats gesehn.
Und auch sie wird mir verzeihn,
denn grad bei Dürnstein
ist die Donau doch so wunderschön.

Bidla buh, bidla buh, bidla bingbang buh!
Also, was kann eine Frau da noch verlangen?
Nach dem Tod hab ich sie stets noch mehr verehrt.
Kam der Tod auch etwas schnell, das ist nur originell.
Und bis jetzt hat sich noch keine beschwert.

Lola mit den Engelsmienen
legt ich auf die D-Zug-Schienen,
Lili, Lene und Marianne
starben in der Badewanne,
Liesel schloß den Lebenswandel
durch ein großes Ziegelstandel.
Lustig ist die Jägerei,
Lotte war im Weg dabei.

Bidla buh, bidla buh, bidla bingbang buh!
Unsere Liebe war kaum älter als zwei Stunden,
da stieg ich auf den Turm mit Roemarie.
Bei Yvonne hab ich vergessen, den Gasharn abzudrehn,
und die Blumenspenden flossen wie noch nie.

Bidla buh, bidla buh, bidla bingbang buh!
Nur die Sonja wollte mich versichern lassen.
Also, das ärgerte mich sehr.
Das hat mich so verdrossen, ich hab sie schnell erschossen,
und heut lieb ich sie nicht mehr.

Anneliese hätte die Krankheit überwunden,
nur leider trank sie die falsche Arznei.
Und Frieda hatte satt das Leben,
wollte selbst den Tod sich geben,
selbstverständlich half ich ihr dabei.

Bidla buh, bidla buh, bidla bingbang buh!
Aber heute hab ich eine Frau gefunden,
ganz bestimmt die schönste Frau der Welt!
Und jetzt dar ichs nicht verpassen,
mir das Messer schleifen z'lassen.
Und dann muß ich die Pistolen
vom Pistolenputzer holen.
Eine Sense muß ich borgen.
Das Arsen, das kommt erst morgen.
Und ein kleines Tomahackerl,
für die Leich brauch ich ein Sackerl,
auch ein' Besen hätt ich gern,
um die Knochen aufzukehren,
das Petroleum, das hab ich schon bestellt.
Bidla buh, bidla buh, bidla bingbang buh!
Schöne Frauen kosten sehr viel Geld.


Mein Hund Bobby

Joe R. Lansdale

        Mein toter Hund Bobby macht keine Kunststücke mehr. Wenn ich dem Mistvieh in die Augen sehen will, muß ich mich entweder hinknien und meinen Kopf auf den Boden drücken oder ihm den seinen mit einem Stock hoch stützen.
Ich habe mir überlegt, ob ich seinen Kopf hinten an die Scheune nageln soll, dann ist es vielleicht nicht ganz so schlimm mit den Ameisen. Aber wie mein Alter immer sagt: "Ameisen können klettern." Also ist das vielleicht doch keine so gute Idee.
        Aber er war ein guter Hund, und es stinkt mir, ihn so verfaulen zu sehen. Andererseits habe ich es auch satt, ihn dauernd in einem Sack mit mir herumzuschleppen und ihn morgens und abends in die Gefriertruhe zu stecken. Eines noch. Daß er getötet wurde, hat ihm abgewöhnt, Autos hinterher zu jagen, und dadurch wurde er ja überhaupt erst zermatscht.
        Wenn ich jetzt will, daß er mit Autos spielt, muß ich mich an den Rand der Fahrbahn stellen und ihn mitsamt seinem Sack auf die Fahrbahn werfen; gerät er dann unter die Reifen und hüpft hoch, muß ich mich mit dem Fuß auf ein Ende von ihm stellen, damit sich das andere wieder mit Gedärmen füllt. Es ist manchmal so schlimm, daß ich es abends kaum fertig bringe, in den Sack zu sehen, und ich muß gestehen, ihm seinen Gutenachtkuß auf die Lefzen zu geben, macht längst nicht mehr soviel Spaß wie früher. Er riecht, und die Zähne, die durch die Schnauze getrieben worden sind, stehen spitz in alle möglichen Richtungen ab, und manchmal zerkratze ich mir das Gesicht daran.
        Ich werde Bobby morgen wieder mit zum See nehmen. Wenn man ihn an einem aufgepumpten Reifen festbindet, schwimmt er. Das ist keine schlechte Methode, sich nach einem heißen Tag abzukühlen, und außerdem ertrinken die Ameisen und Maden und so weiter dabei.
        Auf diese Weise haben wir meinen kleinen Bruder sechs Monate lang ziemlich gut in Schuß gehalten. Erst als wir anfingen, ihn hinten an der Scheune festzunageln, sah er allmählich durchlöchert aus. Letzten Endes haben ihn nicht die Ameisen fertig gemacht, die zu ihm raufgekrabbelt sind, sonder die verdammten Nägel.
        Wir hatten keine guten Stellen mehr, um sie einzuschlagen, nachdem seine Ohren abgefallen waren, und wir mußten immer längere Nägel nehmen, die wir ihm durch den Kopf und den Hals und so weiter treiben konnten. Daß wir die Nägel jeden Tag mit der Beißzange herausziehen mußten, hat sein Aussehen auch nicht gerade verbessert. Mein Alter sagt, wenn er es noch einmal zu tun hätte, würde er meinen Bruder nicht mehr so fest mit dem Stuhl schlagen. Aber das hat er auch von meiner kleinen Schwester gesagt, als er ihr den Kopf eingetreten hat. Die hat übrigens nicht so lange gehalten. Damals kannten wir noch nicht so viele Tricks wie heute.
        Nun, ich hoffe, ich bekomme Bobby wieder in seinen Sack. Er wird allmählich aufgedunsen und zerfällt. Jetzt bin ich soweit, ihn einzupacken und nach Hause zu gehen, damit ich Mutti sehen kann. Ich sehe sie immer ein paar Minuten an, bevor ich Bobby zu ihr in die Gefriertruhe lege.